Ein Highlight in der Verkehrswachtarbeit:
"Kids in Bewegung" bringt Bewegung in die Grundschule!
In diesem Jahr feiern wir 75 Jahre Landesverkehrswacht Baden-Württemberg! Zu diesem Anlass möchten wir jeden Monat ein Verkehrswacht-Highlight teilen – eine besondere Verkehrssicherheitsaktion, die von einer örtlichen Verkehrswacht in jüngerer Zeit durchgeführt wurde. Diesen Monat stellen wir das mehrfach ausgezeichnete Projekt „Kinder in Bewegung“ der Kreisverkehrswacht Reutlingen-Münsingen vor. Dieses nachhaltige Konzept bringt Bewegung in den Schulalltag und fördert spielerisch die motorischen Fähigkeiten von Grundschulkindern. Diese sind wichtig für alle Lebensbereiche – auch für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr. Durch gezielte Übungen und eine enge Zusammenarbeit mit Schulen und Lehrkräften wird das Projekt bereits erfolgreich an mehreren Schulen umgesetzt. Thomas Steigenberger, der sich bei "Kids in Bewegung" engagiert, berichtet von seinen Erlebnissen und den positiven Veränderungen, die das Projekt bewirkt hat.
Von der Idee zur Erfolgsgeschichte – So entstand ‚Kinder in Bewegung‘
In meiner 44- jährigen Tätigkeit als Polizeibeamter – davon über 38 Jahre in der Verkehrsprävention – habe ich hautnah miterlebt, wie die motorischen Fähigkeiten von Kindern immer mehr abnehmen. Dies wirkt sich bekannterweise auf fast alle lebenswichtigen Fähigkeiten negativ aus. Verpasste Entwicklungsstufen lassen sich im späteren Kindesalter nur schwer aufholen. Viele zusätzliche Angebote und Konzepte, den Kindern unter anderem eine erfolgreiche Radfahrausbildung zu ermöglichen, erbrachten nur Teilerfolge.
Bei meinen vielen Besuchen in den Grundschulen fiel mir zudem auf, wie wenig Raum Bewegung im Schulalltag hat: der Sportunterricht ist das Fach, das am häufigsten ausfällt, es gibt kaum geschulte Fachkräfte und für die Anschaffung von sinnvollen, wertigen Bewegungs-, Lern- und Spielgeräten gibt es praktisch keine Mittel. Dabei sieht der Bildungsplan Baden-Württemberg bereits ab der 1. Klasse Erfahrungen mit Pedalos vor – doch in der Praxis wird dies kaum umgesetzt.
Diese Umstände veranlassten uns dazu, ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln, das Bewegung dauerhaft in den Unterrichtsalltag integriert und sicherstellt, dass die Schulen, Lehrkräfte und Kinder dauerhaft betreut, geschult und vernetzt werden. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Reutlingen, der Beauftragten für Kriminal- und Verkehrsprävention, dem Landrat, der Pedalo-Akademie und der Kreisverkehrswacht Reutlingen-Münsingen ist das Projekt langfristig gesichert – und das ohne Kosten oder Abhängigkeiten für die Schulen. Das offene Konzept ermöglicht es Vereinen und Eltern sich an der Umsetzung zu beteiligen und kostenfreie Schulungen zu generieren.
Seit der Auftaktveranstaltung im Jahr 2022 hat sich das Projekt stark weiterentwickelt. Bisher wurden 72 Praxistrainings für mehr als 1.500 Kinder, 17 Schulungen für Lehrkräfte und 14 Fachberatungen an den beteiligten Schulen durchgeführt.
Die Reaktionen der Kinder auf die von uns durchgeführten Mustertrainings sind durchweg positiv. Es sind immer alle Kinder beteiligt und gleichzeitig beschäftigt, unabhängig von ihren motorischen Fähigkeiten. Durch das spielerische Training findet die Verknüpfung von Bewegung und kognitivem Lernen im Unterbewusstsein statt und durch die offene Gestaltung wird die eigene Kreativität der Kinder gefördert.
Bei wiederholten Besuchen an einer Schule auch nach längerer Zeit wird man in der Regel sofort wiedererkannt: "Machst Du wieder Trainings mit uns?" Besonders in Erinnerung blieb mir eine Schule, an der uns die Rektorin im Vorfeld über die schwierige Unterrichtssituation informierte. Doch ihre Sorge wich dem Erstaunen, als sie sah, wie eifrig und vor allem wie ausdauerfähig die Kinder trotz ihrer unterschiedlichsten Behinderungen und Fähigkeiten mit Freude mitgemacht haben.

"Kinder in Bewegung" – Durch das spielerische Training findet die Verknüpfung von Bewegung und kognitivem Lernen im Unterbewusstsein statt.
© Steigenberger